Dresden: Die Waldschlösschenbrücke ist flacher und anschmiegsamer als das Blaue Wunder. (Maßstabgerechter Silhouettenvergleich: Henry Ripke Architekten).
ddd

Freitag, 30. Juli 2010

Blick nach Westen - Autoklau und warum die Osteuropäer immer schuld sein sollen

(Wohin des Wegs? Foto: Rainer Sturm / pixelio)

In Polen und Tschechien werden unsere deutschen Autos geklaut. Auch wer in der Nähe der polnischen oder tschechischen Grenze lebt, dessen Autos sind stark gefährdet. Kaum ein Zeitungsartikel, kaum ein TV-Beitrag, der nicht den Osten als Gefahrenzone für seriöse Autoleben und die Bürger Osteuropas als potenzielle Autodiebe verunglimpft. Vor dem Fernsehgerät sitzend kann man darauf warten, dass der Reporter einen „rollenden“ Oberlausitzer vor die Kamera zerrt, der empört über die unhaltbaren Zustände schimpft.

In Rom stellen deutsche Touristen ihren Golf sorglos auf dem Parkplatz ab, nach Prag würden sie „niemals!“ mit dem eigenen Auto fahren. Eine im September 2008 referierte Studie zeigt jedoch: Auto-Diebstähle kommen in Italien weit häufiger vor als in anderen europäischen Ländern. Bei einem Städtevergleich fanden sich unter den zehn Kommunen, in denen 2004 europaweit die meisten Auto-Diebstähle registriert wurden, gleich sieben italienische Städte.
Diese Auto-Diebstahlsstatistik führt die süditalienische Stadt Caserta an, es folgten Catania, Neapel, Turin, Rom und Mailand. Erst auf Platz sieben lag mit Manchester die erste nicht-italienische Stadt!

In den Vergleich wurden insgesamt 258 Städte in allen 27 EU-Staaten, also auch Städte in der Tschechischen Republik und Polen, einbezogen. (Quelle: diepresse.com)

Wovon also soll mit der Schuldzuweisung an Osteuropäer abgelenkt werden?

Etwa davon, dass fast jeder Autodiebstahl den Autokonzernen hilft, mehr Autos zu verkaufen? Und zwar auf Kosten der Autobesitzer, die mit ihren durch die Diebstähle erhöhten Kaskoprämien den Herstellern fast im Selbstlauf Zusatzverkäufe bescheren. Je mehr Autos geklaut werden, desto mehr Absatz macht der Konzern.

Dass Politiker ausgerechnet die Autokonzerne als Partner im Kampf gegen den organisierten Autodiebstahl mit ins Boot holen wollen, scheint so bitter nötig wie aussichtslos.

Denn wenn die Konzerne nur wollten, könnten sie – schon immer.

M. B.